Description
Diese schöne Endstufe bekam ich als defekt. Das war sie auch und es waren nicht nur wie üblich die Siebkondensatoren defekt und bereits ausgelaufen, es fanden sich auch recht seltene Fehler und nicht nur einer. Insofern hat sie mich ein wenig beschäftigt, was aber kein Problem ist, eher eine Herausforderung und die Anwendung vor langer Zeit erworbenen Wissens erfordert. Aus genau diesen Gründen beschäftige ich mich mit diesen Geräten und weil deren Qualität durch aktuelle Geräte in der Mehrzahl nicht annähernd erreicht wird und weil es Irrsinn ist, Geräte die reparabel sind zu entsorgen, um sie durch billigen neuen Mist zu ersetzen. Wir müssen nachhaltiger werden! Dieses Gerät hatte über die üblichen Fehler hinaus noch zwei weitere Fehler in Spannungsversorgungen. Bei einer fehlte die negative Spannung einer Mittelpunktschaltung. Defekt war ein Widerstand, was recht selten ist. Aber seine Lötstellen waren defekt, was zu einer Überhitzung führte und zum Durchbrennen. Das war recht schnell gefunden und behoben und ich dachte schon nun sollte er funktionieren. Tat er aber nicht. Das obwohl die Verstärkerstufe ordnungsgemäß arbeitete und auch keine fehlenden oder falschen Spannungen am IC der Schutzschaltung zu messen war. Bis auf eine Spannung, am Muting-Eingang, der für die verzögerte Einschaltung sorgt. Dort baute sich keine Spannung auf, der Kondensator wurde nicht geladen, am Widerstand die zu ihm führt fiel die volle Spannung ab. Ich habe ein wenig nachdenken müssen und messen, um den Fehler zu finden. Die Versorgungsspannung für diesen Schaltkreis war zu niedrig und daher lieferte der Spannungsteiler für den Eingang nicht genug Energie um den Eingang 8 (Muting) am IC anzusteuern. Ursache war letztlich ein defekter Brückengleichrichter, der eine Halbwelle der Spannung unterschlug. Nachdem der neu und ersetzt war, schaltet das Gerät ohne murren ein und ich konnte die Service-Einstellungen vornehmen. Grundsätzlich haben diese Geräte immer ein Problem mit den Siebkondensatoren. Zum einen wollte Onkyo da wohl Kosten sparen und hat qualitativ schlechte Kondensatoren verbaut und sie haben nur eine Spannung von 90V. Ursprünglich hatten wir in Deutschland eine Netzspannung von 220V, so steht es auch noch hinten auf dem Gerät. Um jedoch ein europaweit einheitliches Stromnetz verwirklichen zu können, legten die europäischen Länder 1983 in der internationalen Norm IEC60048 eine Änderung der Standardspannung von 220V auf 230V ±20V fest. Meist haben wir eine Netzspannung um 240V. Damit sind die Kondensatoren nun definitiv überfordert. Sie blähen sich auf, verlieren massiv an Kapazität und das auslaufende Elektrolyt zerstört die Leiterbahnen und andere Bauteile. Kein Gerät mit alten Kondensatoren wird noch richtig funktionieren, die Spannungsaufbereitung ist mangelhaft, wenn ein solches Gerät überhaupt noch etwas von sich gibt. Ein solches Gerät nicht aufbereitet zu kaufen macht daher wenig Sinn, denn mindestens diese Kondensatoren müssen ersetzt werden. Manch ein Anbieter ruft allein dafür einen Preis von 1200.-€ auf. Aber das ist nicht das einzige Problem dieser Geräte. Es sind sehr viele Bauteile dicht gedrängt platziert. Wenn dann ein solches Gerät nicht freisteht und atmen kann, kommt es zu Stauhitze und thermischen Schäden an den Lötstellen. Ich habe noch kein Gerät gesehen, was solche Schäden nicht gezeigt hätte. Und auch die übrigen Elektrolytkondensatoren sind inzwischen mehr als 30 Jahre alt. Nach dieser Zeit spielt die Betriebsstundenzahl kaum noch eine Rolle, die aber sicher auch überschritten ist, 1000 Stunden wie bei den original verbauten Typen sind nicht viel, schon allein die Zeit können sie nicht unbeschadet überstehen. Ich tausche sie also aus, alle. Ursprünglich waren nur 85°C Typen verbaut. Ich verwende konsequent nur Typen, für eine Umgebungstemperatur von -40°C bis +105°C und die mit einer Betriebsstundenzahl von bis zu 10.000 Stunden angegeben sind. Auch die Siebkondensatoren sind nun bis 105°C stabil und ich habe etwas Kapazität draufgelegt. Ursprünglich sind 8 Stück 10.000µF/90V verbaut. Ich verbaue 8 Stück 15.000µF/100V Typen. Mit den 100V haben sie nun genug Spannungsreserve. Und auch die Kapazitätserhöhung macht Sinn. Ich weiß, es gibt viele, die unbedingt darauf schwören, es möge doch bitte alles original bleiben. Auch ich halte nichts von „Verschlimmbesserungen“. Aber an dieser Stelle müssen spannungsfestere Kondensatoren her, da hilft alles nichts. Die Siebkondensatoren haben zwei Aufgaben. Vom Trafo kommt eine Wechselspannung. Die wird mit einem Brückengleichrichter in eine pulsierende Gleichspannung verwandelt. Pulsieren tut sie deshalb, weil die jeweils gleichorientierten Halbwellen der Wechselspannung auf einen Leiter zusammen gebracht werden. Diese Halbwellen reichen von Null bis zur Spitzenspannung der Halbwelle. Das muss geglättet werden. Genau das kann ein Kondensator. Er speichert elektrische Energie in Form eines elektrischen Feldes. Daher kann er Ladungen sehr schnell aufnehmen und auch wieder abgeben. Dadurch schafft er einen Ausgleich zwischen den Spannungsextremen und glättet. Und das tut er umso besser, je mehr Kapazität er hat. Die alten Kondensatoren habe ich mal spaßeshalber gemessen. Messtechnisch hatten sie noch 40% ihrer Kapazität, unter Einsatzbedingungen sicher noch weniger. Das reicht nicht. Die neuen sind qualitativ sehr hochwertig und haben obwohl sie eine Toleranz von 20% haben, was die meisten Hersteller in negativer Richtung voll nutzen, 96% Kapazität, also 14.470µF. Das kommt auch der Frequenzlinearität des Verstärkers zugute und letztlich natürlich druckvollen Bässen, denn die brauchen Saft, den diese Kondensatoren schnell und ausreichend zur Verfügung stellen können. Das ist die zweite Aufgabe der Siebkondensatorn, sie stellen einen Puffer dar, für kurzfristige Energieanforderung, wie etwa bei druckvollen Bässen. Ist dieser Puffer zu klein, stirbt der Bass, was ein Markenzeichen billiger Anlagen war und inzwischen sogar zu einem fragwürdigen Stilmittel in der Musik wurde. Nun ist der Austausch dieser Kondensatoren nicht ganz so einfach, da es meines Wissens keine Kondensatoren zu kaufen gibt, die die Anschlusskonfiguration der Originale haben. Daher ist etwas handwerkliches Geschick von Nöten, um die Platine und die anderen Bauteile auf eine andere Pin-Konfiguration der neuen Kondensatoren umzustellen und dabei z.B. auch die massiven und sinnvollen Kupferbrücken der Spannungsversorgung wiederherzustellen. Aber es geht. So nun sind auch diese Probleme behoben. Aber damit nicht genug. Die Geräte sind meist sehr verdreckt und die Wärme hat immer Schäden verursacht. Das zeigt sich gerade beim M-5590 sehr deutlich in defekten Lötstellen. Ich habe mal ein Bild mit eingestellt, wo man den klaffenden feinen Ring gut erkennen kann, der sich an thermisch belasteten Lötstellen durch das ständige Warm/Kalt und somit der mechanischen Arbeit schnell bildet, insbesondere wenn mit dem Lot sehr sparsam umgegangen wurde, was Onkyo fast immer tat. Lötzinn ist halt teuer????. In diesem Spalt bildet sich zudem oft eine Oxidschicht. Dass eine solche Lötstelle nicht mehr gut leitet, ist sicher auch dem Laien unmittelbar einleuchtend. Um solche Stellen zu finden und um das Gerät wirklich reinigen zu können, und nicht nur mit Druckluft etwas auszublasen (was übrigens nur Staub und Dreck zwischen mechanische Kontakte treibt und dort Probleme macht, also eine blöde Idee ist), muss das Gerät vollständig zerlegt werden. Wenn man weiß was man tut ist das auch kein Problem. Nachdem dann alles im Ultraschall gereinigt ist, findet man auch alle defekten Lötstellen. Die Relais am Ausgang sind übrigens kaum ein Problem. Sie lassen sich öffnen und reinigen. Werden dann die Kontakte mit Schutzöl behandelt, muss man sich keine Sorgen mehr machen. Sie müssen nur dann erneuert werden, wenn sie häufig unter Last (bei hoher Lautstärke) direkt auf das Signal schalten mussten und so die Kontaktoberflächen Schaden nahmen. Und dann muss man natürlich gerade beim Zusammenbau Fachwissen haben, um die Bedeutung und Aufgabe jeder Schraube und jedes geklebten Schaumstoffpuffers zu verstehen. Und natürlich ist das „wiring“ also die Drahtführung sehr entscheidend. Einmal aus Sicherheitsaspekten, es handelt sich um Geräte der Schutzklasse II mit verstärkter Isolation von Netzspannung führenden Teilen. Daher ist dieser Isolierte Aufbau genau so wiederherzustellen wie im Original. Aber auch EM-Abstrahlung (Elektromagnetische Felder) können zum Problem werden. Und auch jede Schraube hat einen Typ und eine mechanische Aufgabe. Daher sind auch sie nicht beliebig austauschbar oder gar über, wie ich es oft sehe, genauso wenig wie Bleche zur Wärmeabweisung. Auch die Schaumstoffpuffer/Isolatoren sind meist hart geworden und bröseln so weg, müssen also erneuert werden. Wenn dann alles wieder zusammengebaut ist, die Platinen bestückt und die Lötseite mit Schutzlack versiegelt, können die abschließenden Service Einstellungen vorgenommen werden. Hier bei der M-5590 muss z.B. neben dem Ruhestrom auch die Meteranzeige abgeglichen werden. Sonst stimmt die Anzeige nicht oder das Gerät wird ggf. unnötig warm und ist nicht genügend auslenkbar in der Gegentaktschaltung. All das kann man ohne Probleme hinkriegen. Dann aber beginnt der Kampf mit dem Staub. Er wächst aus dem Nichts, glauben Sie es mir. Gerade noch war das Glas klar und ohne jeden Fussel und dann ist er gewachsen, dieser elende Staub. Und natürlich darf die die E-Prüfung auf Sicherheit nicht fehlen. Und dann hat man ein Gerät, dass wieder viele Jahre Freude macht und sein Potential auch wirklich zeigt. Und nur in dieser Weise überarbeitet kann es das und ist auch wieder sicher. Lesen Sie auch die Beschreibungen der anderen Geräte, die ich anbiete, um einen Eindruck davon zu bekommen wie ich arbeite. Und wenn Sie sehen möchten wie ich arbeite, fühlen Sie sich eingeladen das Gerät selber abzuholen. Irgendein Gerät habe ich immer gerade in Arbeit. Viel Freude damit
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